Geht es nur um den Gewinn?

Nach der Durchführung eines Projekts der WG20b, einer Mittelstufenklasse des Wirtschaftsgymnasiums des Ludwig-Erhard-Berufskollegs, kann die Frage klar mit nein beantwortet werden. „Anders wirtschaften“- das wird durch die sogenannte Gemeinwohl-Ökonomie möglich.

21 Wirtschaftsgymnasiastinnen und Wirtschaftsgymnasiasten des Ludwig-Erhard-Berufskollegs Paderborn sind in Kooperation mit der Regionalgruppe Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung Paderborn der unternehmerischen Erfolgsbetrachtung auf den Grund gegangen. Klaus Schüssler, ehrenamtlich in der Gemeinwohl-Ökonomie tätig und Alexander Kuhlmann, Lehrer am LEBK, planten das Projekt gemeinsam und führten es im 1. Schulhalbjahr 2021/22 mit der Klasse WG20b durch.
Dass „anders wirtschaften“ nicht nur bloße Theorie ist, konnten die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler besonders in der letzten Doppelstunde des Projekts erfahren. Sie erlebten mit der Personalleiterin der Maas Natur GmbH, Inka Özkan, eine spannende und informative Videokonferenz. Im Rahmen des Schulprojekts bereiteten sich die Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer intensiv auf das Gespräch vor, um Frau Özkan unterschiedliche Fragen in Bezug auf die Unternehmensbereiche der Maas Natur GmbH zu stellen.  Eine geplante Betriebsbesichtigung in Gütersloh musste coronabedingt leider ausfallen. Nichtsdestotrotz wurde den Projektteilnehmenden eindrucksvoll erläutert, wie es das Unternehmen kontinuierlich schaffe, einen neuartigen Denkansatz im Rahmen der Erfolgsmessung zu verfolgen. Neben rein betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten, wie beispielsweise der Gewinnerwirtschaftung, spielten auch alternative Aspekte, wie Menschenwürde, soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Ebenso zähle im Rahmen der Erfolgsmessung, dass Transparenz innerhalb des Unternehmens in die betriebliche Praxis integriert werde, so Frau Özkan.
Gebündelt bilden diese neuen Aspekte einen modernen Ansatz zur unternehmerischen Erfolgsmessung:  Er nennt sich Gemeinwohl. Hierbei stehen nicht nur die Unternehmenseigentümer, sondern auch die unterschiedlichen Bezugsgruppen, wie Lieferanten, Mitarbeiter, Kunden und die Gesellschaft im Vordergrund.
Hilfreich zur Vorbereitung der Videokonferenz waren dabei Erfahrungen, die die Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines Planspiels machten. Sie schlüpften in die Rolle konkurrierender Schokoladen-Unternehmen und mussten über soziale und ökologische Aspekte im Herstellungsprozess entscheiden. In einem weiteren Spiel, einem sogenannten Exit-Game, lernten sie mithilfe digitaler Medien die Situation von drei Näherinnen in Bangladesch auf fesselnde und interessante Art und Weise kennen und konnten sich so ein Bild von den Produktions- und Arbeitsbedingungen machen. Darüber hinaus lernten die Schülerinnen und Schüler den Earth-Overshoot-Day kennen, berechneten während der Projektdurchführung ihren eigenen ökologischen Fußabdruck und beschäftigten sich mit der Gemeinwohlmatrix.

Dass Wirtschaften mehr bedeuten kann als reine Gewinnmaximierung, das haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Wirtschaftsgymnasiums im Laufe des Projekts auf vielfältige Weise erfahren. Gemeinwohl-fördernde Werte sind ein Veränderungshebel, der nachhaltig bedient werden sollte.