„Und wenn ich nur einen von denen erreiche…“

Crash Kurs NRW besuchte am 24./25.10.2023 das LEBK

Beobachtet man die Besucher der diesjährigen Crash Kurs-Veranstaltung der Kreispolizeibehörde Paderborn, zeigen sich bei ihnen die unterschiedlichsten Reaktionen. Was auf jeden Fall klar ist: Unberührt lassen die Erzählungen niemanden. Genau das ist Ziel des landesweiten Präventionsprogramms „Crash Kurs NRW“. Die Darstellung und Dokumentation realer schwerer Unfälle soll bei der Zielgruppe der Fahranfänger Betroffenheit hervorrufen. Die Schülerinnen und Schüler sollen selbst erkennen, dass sie durch eigenes Handeln als Fahrer und Beifahrer entscheidenden Einfluss darauf haben, riskantes Fehlverhalten und damit verbundene Verkehrsunfälle zu vermeiden. Um dies zu unterstreichen, richtete sich auch Schulleiterin Christiane Menne zum Beginn der Veranstaltung mit den Worten „Ich wünsche mir von Herzen, dass Sie alle, alle, alle immer heile nach Hause kommen!“ an die jungen Verkehrsteilnehmer im Publikum.

Geleitet wird das Projekt an unserem Berufskolleg von Polizeihauptkommissar Rainer Hoberg (Verkehrssicherheitsberater bei der Kreispolizeibehörde Paderborn), der die einzelnen Beiträge des „Crash Kurs Teams“ anmoderierte. Das Team besteht aus Vertretern der Feuerwehr, medizinischen Rettungskräften, der Polizei, Notfallseelsorgern und einer verunfallten Person oder deren Angehörigen. Alle beteiligten Redner sind Teil der sogenannten „Rettungskette“ und schildern reihum, aus ihrem persönlichen Blickwinkel, Unfälle aus der beruflichen Praxis. So erhalten die Teilnehmer während der ca. 90minütigen Veranstaltung die Möglichkeit, die Folgen eines Unfalls von den verschiedensten Seiten beleuchtet zu bekommen. Sie erfahren somit beispielsweise „aus erster Hand“, was ein/e Rettungssanitäter/in oder Feuerwehrfrau/-mann empfindet, wenn sie/er eine eingeklemmte Person am Leben erhalten muss, bis diese mit schwerem Gerät aus einem Auto befreit wurde oder wie ein/e Polizist/in denkt und fühlt, die/der an der Türe von Angehörigen klingelt und ihnen mitteilen muss, dass der Sohn oder die Tochter nie mehr nach Hause kommen wird. Bewusst werden dabei lokale Unfälle ausgewählt, an denen junge Fahranfänger beteiligt und oft auch Verursacher waren. Die dramatischen Berichte sollen die Anwesenden für die Gefahren im Straßenverkehr sensibilisieren und zeigen, dass selbst die kleinste Ablenkung im Verkehr schwerste Unfälle herbeiführen und dabei oft auch leider tödlich enden kann. Jeder Vortrag schließt mit einem direkten Appell an die Schülerinnen und Schüler, vorsichtig und wachsam zu fahren.

Den Erlebnisbericht als Unfallbeteiligte am ersten Veranstaltungstag stellte die 28-jährige Alicia Schäfer vor. Für sie ist klar, dass niemand von den anwesenden Schülerinnen und Schülern das durchmachen solle, was ihr passiert sei. „Und wenn ich nur einen von denen erreiche, dann geht es mir besser.“ Ihr Ford Cabrio kollidierte 2019 auf einer nahegelegenen Bundesstraße mit einem LKW. Nach der langen Bergung folgten sechs Stunden Notoperation, acht Blutkonserven, künstliches Koma, der Transport in eine Spezialklinik per Hubschrauber - und ein langer Kampf zurück ins Leben. Dieses Szenario ist leider kein Einzelfall, denn jeder der am Crash Kurs Mitwirkenden hat seine eigenen Geschichten zu erzählen. Viel zu oft sind Alkohol und Drogen mitverantwortlich dafür, dass ein Fahranfänger die Kontrolle über sein Auto verliert. Allerdings führen auch Ablenkung, Handynutzung sowie das Überschätzen der eigenen Fahrkünste oder Müdigkeit regelmäßig zu schweren Verkehrsunfällen. So auch bei Pascal Hilleke, Unfallbeteiligter und heute 33 Jahre alt, der seine Geschichte am zweiten Veranstaltungstag öffentlich machte. „Ich möchte über meinen Unfall berichten, der mein Leben und das meiner Familie grundlegend verändert hat. […] Die Müdigkeit hielt mich nicht davon ab, waghalsig und zu schnell zu fahren.“ Pascal schildert seinen folgeschweren Verkehrsunfall und den Kampf zurück ins Leben. Noch heute, 15 Jahre später, ist er gezeichnet von den Folgen seiner damaligen Leichtsinnigkeit.

Wie Alicia hofft auch er, bei den jungen Crash Kurs Besuchern mehr Achtsamkeit für die Gefahren im Straßenverkehr zu wecken und die in den Vorträgen immer wieder zitierte Botschaft der Veranstaltung möglichst intensiv zu vermitteln: „Wir wollen, dass Ihr lebt!