Von der Idee über die Marktsondierung zum Start-Up Unternehmen oder Wie gründe ich eine Firma?

Dass der Mensch vor allem durch Nachahmung und eigenes Tun lernt, ist eine pädagogische Binsenweisheit. Diese einfache pädagogische Wahrheit schülergerecht in die Praxis umzusetzen, erweist sich in der Regel als bedeutend schwieriger. Der spanische Pädagoge Juan Bruzon aus Ceuta stellte sich dieser Herausforderung und entwickelte ein Projekt, in dem die Gründung eines Start-Up-Unternehmens simuliert wird. Bruzon verknüpfte diesen Gedanken mit dem der europäischen Integration. So entstand ein Wirtschaftsspiel, in dem je vier Schüler aus verschiedenen Ländern eine Firmengründung durchführen. Die Idee überzeugte die zuständigen Schulbehörden in Madrid, sodass sie in das Erasmus+ Programm der Europäischen Union aufgenommen wurde. Zur großen Freude der Berufsschulen in Galway, Radom und natürlich zur Freude des Ludwig-Erhard-Berufskollegs.

So trafen sich ab dem 20. März 20 Schülerinnen und Schüler aus Spanien, Irland, Polen und Deutschland, um in fünf international besetzten Gruppen jeweils eine fiktive Firma zu gründen. Wichtige Anregungen erhielten die Schülerinnen und Schüler durch die Vorstellung gelungener realer Firmengründungen. Am Beginn der Projektwoche stand der Besuch des Unternehmens dspace auf dem Programm. Michael Beine, Lead Product Manager, stellte in seinem prägnanten und lebhaften Vortrag die außergewöhnliche Entwicklung des Familienunternehmens vor: 1988 von H. Hanselmann und drei weiteren Mitarbeitern des Instituts für Mechatronik der Universität Paderborn gegründet, beschäftigt dspace heute 2300 Mitarbeiter an Standorten in der ganzen Welt. Ganz ähnlich die Gründungsgeschichte des Paderborner Logistikunternehmens Cargoboard, das der ehemalige LEBK-Schüler Lukas Petrasch vorstellte. Er und drei weitere junge Männer lernten sich an der Universität Paderborn kennen und gründeten 2018 das cargoboard, das mittlerweile 60 Mitarbeiter beschäftigt. Ratsherr Karsten Grabenstroer ergänzte die Vorträge, indem er Möglichkeiten und Vorteile des Wirtschaftsstandorts Paderborn präsentierte.

Mit diesen Anregungen aus der Wirtschaftswelt gerüstet, unternahmen die Teilnehmer nun den Versuch, eine eigene Idee zu entwickeln und diese in einem Start-Up Unternehmen zu verwirklichen. Die Ideen wurden am letzten Projekttag einer Jury aus Lehrern und Wirtschaftsvertretern vorgestellt und bewertet.

Nach den erfolgreichen Projektwochen in Ceuta, Galway und Paderborn werden sich im Oktober 2023 fünf Schülerinnen und Schüler aus dem Ludwig-Erhard-Berufskolleg auf den Weg nach Polen machen. Dort findet die letzte Begegnung statt. Und auch dort werden die Paderborner-Fünf gemeinsam mit ihren internationalen Mitschülern die Gründung eines Start-Up-Unternehmen am Wirtschaftsstandort Radom simulieren.